Geschichte
Bilderrückblick
Bericht über die Kreuzaufstellung von 1966
Kreuzaufstellung auf dem Spechtenkopf – Gedenkstätte der Katholischen Jugend am Berg
Am vergangenen Samstag, 4. Juni, dem Vorabend der Bekenntnistage der jungen Katholiken Deutschlands, hat, wie uns berichtet wird, die Pfarrjugend von St. Nikolaus Bad Reichenhall auf dem hinteren Spechtenkopf ein Bergkreuz errichtet. Sie wollte damit den Gedanken des Jugendkreuzweges vom 1. April 1966: „Miteinander – Füreinander“ weiterführen und sich mit diesem äußeren Zeichen die dauernde innere Verpflichtung vor Augen stellen, in Gebet und Opfer für die Jugend des Ostens nicht müde zu werden, bis sich das Herrenwort erfüllt: „Dass alle eins sein mögen“, (Joh. 17,11).
Schon im Laufe des Monats März begann eine Arbeitsgruppe der Pfarrjugend von St. Nikolaus unter der Leitung ihres Pfarrführers Manfred Stibler mit den Vorbereitungsarbeiten. Mit Hammer und Meißel wurde in mühevoller Arbeit eine Vertiefung von einem Meter ausgehoben, in die dann zwei U-Schienen für die Befestigung des Kreuzes einbetoniert wurden. Sand und Zement wurden unverdrossen in Rucksäcken auf den Berg geschleppt; das Wasser konnte in bereitgestellten Gefäßen aus Schnee gewonnen werden. Die Vorbereitungen nahmen insgesamt etwa 200 Arbeitsstunden in Anspruch.Inzwischen war von der Schreinerei Pettinger-Stöberl, Piding, das Kreuz angefertigt worden; der Längsbalken des Kreuzes misst 4,50 m, der Querbalken 2,80 m.
Am herrlichen Samstag nun wurde dieses Kreuz in zwei Teilen von einer Trägergruppe zum Gipfel des Spechtenkopfes getragen. Gegen 13 Uhr fanden sich 15 Mann an der Talstation des Stadtbergliftes ein und trugen, sich einander regelmäßig ablösend, in zweieinhalb Stunden das Kreuz bis zum Gipfel. Oben erst wurde es zusammengeschraubt und mit einem Bergblumenstrauß geschmückt. Auch eine Kupfertafel wurde angebracht, die jedem Besucher die Bedeutung dieses Kreuzes eröffnen wird.
Nach und nach bevölkerte sich der Gipfel immer mehr; pünktlich um 19.30 Uhr begann die Feier mit einer Einstimmung und einer Ansprache des Studienrates und Dekanats-Jugendseelsorgers Ludwig Prediger. Anschließend wurde das Kreuz durch Kaplan Alois Holzner geweiht. Am neuerrichteten Bergkreuz wurde sodann eine hl. Messe gefeiert, bei der vor allem in den Fürbitten der Jugend des Ostens ein Memento geschenkt wurde. – Nach einer Eucharistiefeier wurde ein großes Bergfeuer abgebrannt, das weithin in das Saalachtal leuchtete.
Gegen 22 Uhr nahmen die jungen Leute mit einem Lied Abschied vom Gipfel und stiegen unter Fackelbeleuchtung ab bis zur Bergstation des Stadtbergliftes, der dann dankenswerterweise die Weiterbeförderung ins Tal unternahm. – Auch an dieser Stelle sei allen Gönnern und Mitarbeitern ein herzliches „Vergelt’s Gott“ gesagt und die Bitte ausgesprochen: „Vergesst nicht, in Gebet und Opfer an die Jugend des Ostens zu denken!“(H. A.)
Die ersten beiden Seiten des 1. Gipfelbuches von 1966
50jähriges Jubiläum - Bericht in der PNP am 4.6.2016
Ein Kreuz am Gipfel dank der Jugend – Heute vor 50 Jahren stellten Jugendliche das Kruzifix auf dem Spechtenkopf auf – Schüler leisteten 200 Arbeitsstunden
Sie graben eigenhändig ein ein Meter tiefes Loch, schleppen Zement in Rucksäcken den Berg hinauf und tragen schließlich die 4,50 Meter und 2,80 Meter langen Balken für das Holzkreuz auf den Gipfel. Heute vor 50 Jahren am 4. Juni 1966 stellte die katholische Jugend St. Nikolaus das Gipfelkreuz am Spechtenkopf auf.
15 Jugendliche packten mit an und hievten mit vereinten Kräften die massiven Holzteile auf den 1285 Meter hohen Berg. Die Junihitze machte ihnen schwer zu schaffen. Und dennoch: „Wir hatten eine riesen Gaudi“, erinnert sich der Reichenhaller Manfred Stibler. Der heute 68-Jährige blickt gerne auf die Zeit zurück. „Miteinander füreinander“, lautete das Motto der Aktion, die von der katholischen Jugend St. Nikolaus ausging.
„Wir dachten uns: Dort oben steht noch kein Kreuz. Schon hatten wir ein Ziel“, erzählt Stibler. Etwas Eigenes auf die Beine stellen, das war das Ziel der Jugendlichen. Erwachsene sollten sich an der Aktion nicht großartig beteiligen. Einzig der Kaplan Alois Holzner half ab und an und stiftete auch Fichtenholz für das Kreuz. „Es stammte von seinem 20 Meter hohen Primizbaum“, erzählt Stibler. In der Gegend von Prien, woher Kaplan Holzner stammte, gibt es den alten Brauch des Primizbaumsetzens. Dabei wird der Baum von den Dorfbewohnern vor dem Haus, in dem ein Primiziant wohnt, aufgestellt und bleibt bis zu einem Jahr nach der Primiz stehen.
Weit langwieriger als das Aufstellen des Kreuzes an sich waren die Vorbereitungen am Spechtenkopf: Mit Hammer und Meißel gruben die Jugendlichen ein etwa einmeter tiefes Loch und betonierten dann Eisenschienen-Halterungen hinein. „Sand und Zement mussten mit Rucksäcken raufgetragen werden, Wasser konnte aus dem Restschnee, der noch am Berg lag, gewonnen werden“, sagt Stibler. Über drei Monate zogen sich die Arbeiten hin. Für „ihr“ Gipfelkreuz leisteten die jungen Leute, unter denen noch viele zur Schule gingen, über 200 Arbeitsstunden.
Am 4. Juni 1966 war es dann so weit: 15 Jugendliche halfen zusammen und trugen das Kreuz auf den hinteren Spechtenkopf. Die Stadt erlaubte ihnen, den Stadtberglift zu benutzen. Die Hälfte der Strecke war also geschafft. Nun mussten sie zu Fuß weiter. „Alle packten mit an“, erinnert sich Manfred Stibler. Hinzu kam: Die Route war mehr Steig als Weg. Als sie dann nach zweieinhalb Stunden oben angekommen sind, stellten sie das Kreuz auf. Im Rahmen einer Bergmesse wurde es noch am selben Tag geweiht. Die komplette katholische Pfarrjugend, also etwa 60 Jugendliche plus Verantwortliche, waren anwesend. Das Reichenhaller Tagblatt schrieb: „Nach und nach bevölkerte sich der Gipfel; pünktlich um 19.30 Uhr begann die Feier mit einer Einstimmung und einer Ansprache des Studienrates und Dekanats-Jugendseelsorgers Ludwig Prediger. Anschließend wurde das Kreuz durch Kaplan Alois Holzner geweiht. Nach einer Eucharistiefeier wurde ein großes Bergfeuer abgebrannt, das weithin in das Saalachtal leuchtete.“
Über 26500 Menschen sind seither den Spuren der Jugendlichen gefolgt, das dokumentiert jedenfalls das Gipfelbuch. Alle fünf Jahre findet eine Gedenkfeier am Berg statt. Bei klarem Wetter lässt sich das Kreuz am Spechtenkopf auch vom Tal aus erblicken. So können sich Manfred Stibler und alle anderen Jugendlichen, die damals mit dabei waren, an das gemeinsam vollbrachte Werk erinnern. Und so gilt das Motto von damals auch heute noch: „Miteinander füreinander.“
© Felix Drexler, PNP